1930 – 2015: Würdigung 85 Jahre Schleizer Triebwagen mit Präsentation Schleizer ET
Am 28. Juni 1930 - vor 85 Jahren - eröffnete die Schleizer Kleinbahn AG ihre Eisenbahnstrecke von Schleiz nach Saalburg (Saale). Die Strecke diente dem öffentlichen Verkehr und wies eine Streckenlänge von 15 Kilometern auf. Die Schleizer Kleinbahn AG hatte sich 1927 gegründet und sollte insbesondere auch die Baustofftransporte zur Großbaustelle der Bleilochtalsperre übernehmen. Sie errichtete daher von Gräfenwarth aus eine 2,4 km lange Stichstrecke zur Sperrmauer. Die alte Residenzstadt Schleiz war seit 1887 von Schönberg (Vogtland) her mit dem Hauptbahnnetz verbunden (sächsische DW-Linie). Entsprechend der Verfügbarkeit elektrischer Energie aus dem Stausee und aufgrund der lokalen iuristischen Gegebenheiten sollte die Linie elektrisch betrieben werden. Man entschied sich für Oberleitungsbetrieb mit 1200 Volt Gleichspannung, der jedoch zunächst nur auf der Stammstrecke eingerichtet wurde. Auf der Stichstrecke zur Talsperre verkehrte eine T93 Dampflok der Firma Holzmann. Erst später wurde auch dieser Abschnitt elekrifiziert und ab 15. Mai 1932 verkehrten elektrische Personenzüge an die Sperrmauer.
Nach dem 2. Weltkrieg gelangte die Privatbahn zum 01. April 1949 in die Verfügungsgewalt der Deutschen Reichsbahn in der DDR. Sie führte den elektrischen Betrieb mit den "geerbten" Fahrzeugen bis 31. Mai 1969, als umfassende Sanierungsmaßnahmen anstanden. Anschließend verkehrten Dieseltriebfahrzeuge auf den Strecken, insbesondere LVT und V100. Die Deutsche Bahn AG führte diesen Betrieb weiter, stellte ihn jedoch zum 01. Juni 1996 ein und ließ die Strecke stilllegen. Spätere Versuche einer Wiederinbetriebnahme scheiterten leider an unüberwindbaren Hürden.
Die charakteristischen elektrischen Triebfahrzeuge der Erstausstattung ereilte das Schicksal der Ausmusterung nach der Einstellung des elektrischen Betriebs. Es wurden jedoch nicht alle abgebrochen, sondern zumindest der Personentriebwagen ET 188 511, der Personenbeiwagen EB 188 514 und der Gütertriebwagen ET 188 521 nutzte die Reichsbahn ab 1972 weiter:
- ET 188 511: Prüf- und Messwagen im Bw Reichenbach,
- EB 188 514: Prüf- und Messwagen in der Est Adorf des Bw Reichenbach,
- ET 188 521: Werkstattwagen.
Im Jahr 1990 besichtigten einige Kollegen des Bw Dresden den Gütertriebwagen, der kurz zuvor einigermaßen zufällig aufgefunden und identifiziert worden war. Auch der EB 188 514 konnte aus Adorf übernommen werden und 1995 schließlich der ET 188 511 aus Reichenbach.
Nach Überwindung vieler bürokratisher Hürden und mit viel Fleiß und großem Können, unter vielen Mühen und mit großem Engangement arbeiteten sie die Fahrzeuge in jahrelanger Freizeitarbeit museumsgerecht auf und präsentieren sie regelmäßig Bw Dresden-Altstadt.
Dr. Christof Schröfl, unter Verwendung von Archivunterlagen IG Bw Dresden-Altstadt e.V. und von Alfred Hobl
im Februar 2015